Ruck Zuck und die fünf Wochen in Edmonton waren um! Da Cord die Woche ein Meeting in NY hatte, musste ich den letzten Tag alleine in Edmonton verbringen. Mit Koffer packen, Sport und Room Service ging der Tag schnell rum. Am Abend wollte ich zeitig schlafen gehen, da ich am nächsten Tag bereits um 6:30 Uhr aufstehen musste. Der Plan schien aufzugehen...bis um 1.00 Uhr morgens mein Zimmernachbar auf die grandiose Idee kam mit 7 Freunden in seinem Zimmer eine Party zu feiern. Im Endeffekt endete es damit, dass ich um kurz nach 3:00 Uhr wieder einschlafen konnte, nachdem das Hotelmanagement die Party beendet hatte und mein Zimmernachbar endlich auch schlafen ging und wieder Ruhe herrschte. Als um 6:30 Uhr der Wecker klingelte, war es nur dem Reisefieber zu verdanken, dass ich es aus dem Bett schaffte.
Nun machte ich mich mit dem Taxi mit meinem Gepäck von ca. 70kg (2 Koffer + 3 x Handgepäck) auf den Weg zum Flughafen. Dort angekommen lief alles sehr gut, nachdem ich endlich meine Koffer eingecheckt hatte, konnte ich entspannt auf den Abflug nach Toronto warten. Der Flug verlief an sich sehr gut, außer dass ein Baby die vollen 3 1/2 Stunden Flug durchweg brüllte und somit nicht an Schlafen zu denken war. Dadurch dass das Flugzeug enteist werden musste, kamen wir mit 30 Minuten Verspätung in Toronto an, was bedeutet, dass als das Flugzeug noch auf dem Weg zum Gate war, mein Anschlussflug nach Frankfurt bereits mit dem Boarding begonnen hatte. Sobald ich das Flugzeug verlassen hatte, musste ich also im Laufschritt zum nächsten 15 Minuten entfernten Gate laufen, was mit 20 kg Handgepäck und Schlafmangel nicht gerade Spass machte. Völlig durchgeschwitzt und erschöpft erreichte ich das Flugzeug nach Frankfurt noch gerade rechtzeitig und ließ mich erleichtert in den Sitz sinken. Die Stewardessen der Fluggesellschaft Air Canada waren leider allesamt nicht die freundlichsten. Eine etwas ältere Dame, die es nicht schaffte ihr Handgepäck im oberen Ablagefach zu verstauen, bekam von einer Stewardess zu hören: " Sie denken jetzt aber nicht, dass ich Ihnen das Gepäck nun nach oben hiefe, das geht nicht!" Einer der männlichen Fluggäste übernahm dieses dann freundlicher Weise.
Ohne weitere erwähnenswerte Vorkommnisse, aber leider weiterhin schlaflos näherte sich unser Flugzeug immer weiter dem Frankfurter Flughafen. Bis kurz vor Ffm schien auch alles nach Zeitplan zu verlaufen, denn ich hatte in Frankfurt nur 1 Stunde Zeit zum Umsteigen. Jedoch kurz vor der geplanten Ankunftszeit verlängerte sich die Flugzeit plötzlich von ein paar wenigen zu erneut 30 Minuten, was mich langsam sehr nervös werden ließ. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass unser Flieger bereits seit 20 Minuten Warteschleifen über dem Flughafen drehte, um endlich die Landegenehmigung zu bekommen. Schließlich gelandet, sprintete ich wieder los mit dem letzten Funken Hoffnung meinen Flug nach Hannover doch noch zu erwischen. Beim Blick auf die Fluganzeige wurde mir allerdings schlagartig klar, dass ich mich nicht weiter beeilen musste, da mein Flug nach Hannover, so wie viele andere Flüge, gecancelt worden war! Also ging ich nun zum nächsten Lufthansaschalter, um mich zu erkundigen, wann der nächste Flug nach Hannover gehen würde. Der sehr freundliche Lufthansa Mitarbeiter teilte mir mit, dass er mich auf die 10 Uhr Maschine buchen würde, aber mir nicht versprechen könne, ob der Flieger auch wirklich gehen würde. Daraufhin machte ich mich auf den mühsamen Weg zum nächsten Gate und musste wieder durch den Sicherheitscheck... am Gate angekommen, wollte ich mich erkundigen, wie die Prognose für den Flug sei. Die Mitarbeiterin teilte mir allerdings mit, dass der Flug soeben auch gecancelt wurde und erst um 13 Uhr die nächste Maschine Richtung Hannover starten würde. Da das Wetter allerdings nicht besser sondern eher schlimmer wurde, riet sie mir doch lieber den Zug zu nehmen, da ihrer Meinung nach die 13 Uhr Maschine sehr wahrscheinlich auch nicht starten würde. An sich ist es ja kein Problem von Ffm nach Hannover mit dem Zug zu fahren diese Strecke bin ich ja während meines Studiums unzählige Male rauf und runter gefahren. Wenn da nur nicht das Gepäck von 70kg wäre. Da einer meiner beiden Koffer leider während des Fluges auch noch eine Rolle verloren hatte und sich nicht mehr richtig ziehen ließ, war mir klar, dass ich das ganz alleine nicht bewältigen könnte. Aber was blieb mir anderes übrig..noch 4 Stunden völlig übernächtig am Flughafen drauf zu warten, dass der nächste Flug auch gestrichen wird. Nein ich mobilisierte meine letzten Kräfte und entschied mich für die Zugfahrt. Die erste Hürde war es mein Gepäck zu finden, auf Grund der vielen gestrandeten Menschen standen an und auf allen Gepäckbändern hunderte von Koffern rum und überall suchten die Leute nach ihren Habseligkeiten. Als ich endlich fündig wurde und einen Gepäckwagen ergattert hatte, machte ich mich auf den Weg zum Fernbahnhof. Da ich ja nicht die Rolltreppen nehmen konnte, musste ich ständig erst nach den doch erstaunlich versteckten Fahrstühlen suchen. Es wimmelte über all von Menschen, von denen die meisten extrem genervt, frustriert oder verzweifelt waren. An einem Fahrstuhl hatte ich dann auch eine "Begegnung der dritten Art". Der Fahrstuhl wurde von zwei Männern und einer Frau bestiegen, die als ich am Fahrstuhl ankam bereits den Knopf für das 1.OG gedrückt hatten, da ich nach untern musste und die Türen bereits dabei waren sich zu schließen, beschloss ich zu warten. Die Türen waren bereits geschlossen und ich machte einen Schritt auf den Fahrstuhl zu, da öffnete sich unerwartet, wohl durch Bewegungssensoren, die Fahrstuhltür wieder, was ich natürlich nicht beabsichtigt hatte. In dem Moment als sich die Fahrstuhltür öffnete und ich mich gerade dafür entschuldigen wollte, rastete einer der beiden Männer völlig aus und schleuderte mir Schimpfwörter an den Kopf, die ich hier nicht wiederholen möchte. Da mein Nervenkostüm bereits auch sehr lediert war, reichte dieses aus, um mich zum explodieren zu bringen. Ich fragte ihn, was er denn für Manieren hätte, so mit einer Frau zu sprechen und dass ich dieses ja nicht mit Absicht gemacht hätte. Daraufhin drohte er mir Prügel an. Mit dem ausgestreckten Mittelfinger, dieses sichtlich beschränkten Mannes aus Bayern, endete diese freundliche Konversation! Ich dachte mir noch: "Wahnsinn was war das denn??" als mir genau diese Frage eine freundliche Spanierin stellte, die hinter mir gestanden hatte und besorgt war, ob es mir gut ginge. Nach diesem Schreck ging die Reise weiter, als ich die Schlangen an den DB Automaten sah, war ich froh, dass ich meine Fahrkarte bereits am Lufthansaschalter erhalten hatte. Nun stand ich wieder vor einer Rolltreppe, nirgendswo war ein Schild, ob und wenn ja wo es einen Fahrstuhl nach oben gab und weit und breit kein Mitarbeiter der DB. Ich entdeckte einen Herren mittleren Alters, den ich bereits am Gepäckband gesehen hatte und wusste, dass er auch den Zug nach Hannover nehmen würde und bat ihn um Hilfe. Er war sichtlich unerfreut und ließ mich im Endeffekt ohne Hilfe stehen. Also machte ich mich noch einmal auf die Suche nach einem Fahrstuhl, nach einer gewissen Zeit wurde ich auch fündig. Endlich am Gleis angekommen, war auch ein DB Mitarbeiter zu sehen, denn ich sogleich ansprach, ob der Anschlusszug in den ich dann am Hauptbahnhof wechseln musste auf dem Nachbargleis ankommen würde. Er meinte Nein ich schilderte ihm meine Situation und fragte ihn, ob es irgendeine Möglichkeit geben würde Hilfe mit dem Gepäck zu bekommen. Der Bahnmitarbeiter schüttelte nur den Kopf und meinte ich sollte halt ganz vorne einsteigen, dann wäre der Weg kürzer. Sichtlich verzweifelt, sagte ich, dass ich das mit dem Gepäck trotzdem nicht alleine schaffen würde und es doch irgendeine Lösung geben müsse, daraufhin ließ er mich mit den Worten: "NEIN gibt es nicht!Und ist ja auch nicht mein Problem" stehen! Das war nun zu viel des Guten und ich brach erschöpft und völlig am Ende meiner Kräfte in Tränen aus. Zwei Polizisten sahen dies und kamen auf mich zu, um zu fragen ob alles in Ordnung wäre. Ich schilderte den beiden meine Lage und sie versprachen mir zu helfen. Der eine der beiden rief am HBF die Bahnhofsmission an, die einen Kofferwagen besitzen und fragte diese, ob sie mir helfen könnten. Die Dame meinte zunächst, dass sie ja kein Koffertransportunternehmen wären, erklärte sich dann aber doch dazu bereit mir zu helfen, nachdem ich ihr kurz meine Situation geschildert hatte. Endlich am HBF angekommen, kamen nun wirklich zwei Damen der Bahnhofsmission und sammelten mich ein. Meinen Anschlusszug hatte ich auf Grund der Verspätung des ersten Zuges natürlich auch verpasst, warum sollte an diesem Tag auch irgendwas ohne Probleme klappen. Also nahmen mich die Damen mit zur Bahnhofsmission, wo sie mich mit warmem Tee versorgten, mir die nächste Zugverbindung nach Hannover raussuchten und mich meine Eltern anrufen ließen, die mich vom Bahnhof abholen wollten. Denn ja wie sollte es auch anders sein auch mein Handy hatte an diesem Tag den Geist aufgegeben bzw. wollte einfach kein Netz finden.
Nach einer Stunde brachten mich zwei nette Herren zum Zug, verstauten mir sogar die Koffer. Ich war so froh und dankbar nun wirklich endlich auf dem Weg nach Hannover zu sein. Endlich in Hannover angekommen, half mir ein Bahnmitarbeiter noch meine Koffer aus dem Zug zu wuchten und mein Vater stand bereits am Gleis und holte mich ab. Nach knapp 24 Stunden unterwegs war ich nun endlich bei meinen Eltern zuhause angekommen, konnte duschen, essen und endlich schlafen!!! Diesen Horrortrip wünsche ich wirklich niemandem und hoffe dies auch sobald nicht noch mal erleben zu müssen!
Quelle: HAZ 13.03.2013 |
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